Bitterkeit

Wenn das Leben uns manchmal Knüppel zwischen die Beine wirft, oder wenn das Schicksal uns „ungerecht“ behandelt, kann das  zu einer anhaltenden Bitterkeit führen- vor allem dann, wenn wir aus frühen Entwicklungszeiten schon Erfahrungen gemacht haben, daß wir Opfer anderer wurden – uns der Willkür anderer ausgesetzt fühlten. Viele Menschen, die z.B. durch Krieg oder andere, nicht selbst bestimmte Weichenstellungen in ihrer Ausbildung gestoppt wurden und später nicht mehr die Ressourcen hatten, an die gute Zeit anzuknüpfen, haben mir sehr verdeutlicht, wie Bitterkeit entstehen kann – und wie sie sich wie eine (Gift-) Wolke ätzend und verdunkelnd über das Gemüt legen kann.

So erzählte mir eine alte Dame , wie sie um den Besuch des Gymnasiums betrogen wurde – sie erfuhr viel später, daß sie von Nazis bewusst angelogen worden war: angeblich  hätte sie  die Aufnahmeprüfung nicht bestanden. Der wahre Grund sei gewesen, daß ihre Familie Kommunisten waren und da ihre ältere Schwester noch den Sprung geschafft hatte,  hätte die ehrliche Begründung gelautet : ‚ein rotes Gör aus der Familie im Gymnasium müßte ja wohl reichen.‘

Diese Weichenstellung hatte natürlich ihr Leben in ganz andere Bahnen gelenkt – und es folgten noch viele andere Schicksalsschläge. Noch lange: mehr als 10 Jahre nach Eintritt ins Rentenalter, war die Bitterkeit deutlich. Diese alte Dame schaffte es jedoch, mit Liebe zur Natur, Genußfähigkeit, politischem Engagement und Freude am Enkelkind, ihre Bitterkeit in Schach zu halten.

Ähnlich erstaunlich: Nelson Mandela: wie er diese lange Zeit der Freiheitsberaubung  und deren Folgen ohne Bitterkeit überstand – das ist für mich wirklich  bewundernswert. Ein wichtiges Moment für das Lockern von Bitterkeit scheint mir zu sein, daß Menschen bewußt ist, wofür sie sich engagieren – trotz aller Hindernisse und Rückschläge.

Und:  daß sie sich öffnen für das, was das Leben an Schönem zu bieten hat: Bitteres kann durch Süßes abgemildert werden – ein ausgezeichnetes Rezept, nicht nur beim Kochenimg_9702.jpg

Mango – eine süße Köstlichkeit- als Nachtisch wunderbar.

( Siehe auch: V. Frankl; … trotzdem Ja zum Leben sagen)

Ein Kommentar

  1. Ein berührender Post und eine eindrückliche Geschichte. Dankbarkeit und Achtsamkeit sind tatsächlich die wichtigsten Anker, um an den Schicksalsschlägen des Lebens nicht zu verzweifeln.

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  2. LichtAusdruck sagt:

    Für mich gibt es kein effektiveres Mittel gegen Verbitterung als Dankbarkeit und Akzeptanz. Es gibt Schichsalschläge im Leben, die man weder verhindern konnte oder rückgängig machen kann. Aber ich habe immer die Möglichkeit ihnen die Macht über mein Denken und meine Zukunft zu nehmen.

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  3. Herzkoma sagt:

    Ich verstehe Verzweiflung, aber Verbitterung kann ich nur schwer nachvollziehen, trotz einiger Rückschläge im Leben, die wohl jeder hat. Verzweiflung streckt die Hände den anderen entgegen, sucht Hilfe. Verbitterung aber ist wie Hass und Neid gegen andere gerichtet und schiebt die anderen von sich weg. Kann sein, dass ich mich irre oder falsch ausgedrückt habe. Ist schwer, solche Gefühle in Worten einzufangen. Aber: Schöner Text!

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    • ele21 sagt:

      Ja, ich glaube, das trifft es gut.
      Noch eine Anmerkung dazu: ich denke, daß Verbitterung sogar etwas mit „erstarrter“ Verzweiflung zu tun hat, wenn Hoffnung auf Trost oder gar Hilfe versiegt ist. Freue mich und danke für die Rückmeldung, fürs Reinschauen und Kommentieren.

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      • Herzkoma sagt:

        Gerne! Durch Worte kommt man dem Leben, der Welt und den Menschen näher. Manche traun sich nicht zu reden, haben es nie gelernt, sich zu öffnen, Gefühle rauszulassen und auch dies kann zu Verbitterung führen. Jedenfalls bin ich fortan mitfühlender mit verbitterten Menschen, weil sie ja selbst Opfer ihrer Verbitterung sind und ich nicht weiß, was sie durchgemacht haben. Danke! du bringst Menschen weiter durch deine Denkanstöße 🙂

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