Von Übel ist‘s…

…, seinen Selbstwert nur über Leistung zu definieren…

Seinen Weg im Leben zu gehen und sich Wert zu schätzen muß nicht heißen ,, es zu etwas gebracht zu haben“. Das kann im schlechteren Fall sogar eher eher bedeuten, sich den Maximen der noch immer herrschenden Forderung nach „Wachstum“ im Sinne von mehr Konsum und mehr Produktion gebeugt zu haben. Ich nenn das „Unterstützung beim weiter Wuchern“: z.B. an der Produktion und dem Vertrieb von etwas mitzuwirken, was oft leider im besten Fall unnütz, im schlimmsten Fall schädlich ist, weil es Ressourcen vergeudet.

Na ja, solange die Lebensgrundlage noch durch den Druck, irgendwelche Jobs anzunehmen, gewährleistet werden muß, sind viele Menschen dazu genötigt. Die Folgen sehen wir allenthalben: sehr viel Streß, Erkrankungen, Ausgelaugt-sein.

Ein anderer „guter Grund“, sich anpassen zu wollen ist der Wunsch, der Verachtung derer zu entgehen, die mit diesen Systemvorstellungen völlig identifiziert sind.

Dabei fällt mir die Novelle von Joseph von Eichendorff ein: „Aus dem Leben eines m Taugenichts.“ Eine Geschichte mit einem Protagonisten “ der erfrischend unbedachten Art. Seinen Emotionen und seinem Freiheitsdrang hingegeben, scheinen ihm materielle Güter gleichgültig zu sein. Auch sein Ausbrechen aus Konventionen und seine Naturverbundenheit machen ihn zu einer klassischen Figur der Romantik.“

Quelle: Aus dem Leben eines Taugenichts • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/eichendorff/aus-dem-leben-eines-taugenichts/

… sich dem Prozeß des Lebens hinzugeben scheint mir das größte Abenteuer des Individuums zu sein- es bedürfte – wagt man es – keiner Eintrittskarte in einen Abenteuerfilm oder in ein Theater 😃

Aber: es ist quasi ein Märchen – und wer wagt es, auch nur ein paar Schritte auf diesem Weg zu gehen??? Und nicht ohne Grund wird der Protagonist als „Taugenichts“ bezeichnet. Man könnte ihn ja genauso gut als Lebenskünstler ansehen, nicht?

Wie oft höre ich Eltern verzweifelt klagen, wenn ihr Kind sich dem Leistungens- und Erfolgsstreben zu entziehen sucht: entweder

aktiv „ich will das alles nicht“- oder

passiv „ich kann das alles nicht, was man mir da aufzwingen will“

Es ist nicht leicht, in einer Atmosphäre von Leistungs- und Anpassungsdruck zu einem Kind zu stehen, es zu respektieren und wertzuschätzen und es auf seinem eigenen Weg in seinem eigenen Tempo zu unterstützen und zu begleiten, wenn es den herkömmlichen Erwartungen der Umgebung nicht entspricht.

Und es ist noch schwerer, dem Druck auf sich selbst zu widerstehen – er lastet mehr oder minder auf uns allen: ein beredtes Beispiel scheint mir der tragische Freitod des Biologen Clemens Arvay zu sein, der seine Bedenken bezüglich der Qualität der Impfungen veröffentlichte – also dem Druck einer gesellschaftlichen, politischen ( und finanziell sehr interessierten) Strömung versuchte, seine Sicht der Dinge entgegenzusetzen. Der massive Gegenwind scheint ihn zermürbt zu haben .

Wie mag es dann erst jungen Menschen ergehen, die sich noch keine „Position“ erkämpfen konnten?

Da kann man sich ja nur festkleben, um nicht gleich weggepustet zu werden.

11 comments

  1. Anonymous sagt:

    Leider sind die Umstände heute so, dass bereits der immer mehr von Handy und anderen Medien bestimmte Alltag von der Werbung als manifestem Teil dieser Leistungsgesellschaft weitgehend bestimmt wird. Wenn SchülerInnen dazu angeregt werden, sich in der digitalen Welt zu bewegen, und müssen sich ständig durch Werbungen und andere Eingriffe (z.B. Cookies) beeiträchtigen lassen, kommt das auf Dauer einer Soziliation gleich, gegen die man machtlos ist. Schön, dass du diese Aspekt mal zur Diskussion gestellt hast. Liebe Grüße, Joachim.

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  2. Ich kann dir nur zustimmen. Lieben Gruss Ernst

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    • ele21 sagt:

      ja , da gibt‘s viele traurige Geschichten und man möchte gern mehr tun. Aber wenn Viele das auch so sehen – wer weiß- ob da nicht auch ohne viel Aufhebens einige Schicksalswege leichter werden. Lieben Gruß auch an Dich❣️
      Lieben Gruß!

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  3. afrikafrau sagt:

    Viele Bereiche in unserer Gesellschaft befinden sich im Umbruch, die leisen Stimmen werden übertüncht von jenen die keine Veränderung akzeptieren können oder wollen, von jenen die sich nach vorne drängen, laut, unüberhörbar. Die alten Muster erscheinen, wie von der älteren Generation häufig uns vorgegaukelt. Immer mehr besitzen zu wollen. Unklug sicher, Veränderungen dieser Art bedeutet seinen eigenen persönlichen Weg zu finden. Sehr schwierig, wir waren auch mal jung, es braucht Anstrengung und Nachdenken. In welcher Welt wir leben wollen. Wer bestimmt darüber, die Mehrheit.
    Die immer noch geprägt sind von Erfolg, Profit, Konsum. Dein Denkanstoß gefällt mir.
    Umdenken fällt Menschen sehr schwer, wie mir scheint. liebe Grüße an dich

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  4. B. sagt:

    Ich bin der Meinung, dass Eltern wertfrei die Leistungsgesellschaft darstellen sollen, und was es bedeutet, in ihr zu leben. Aber genauso auch Alternativen. Und beides mit seinen Konsequenzen. Nur so kann ein Heranwachsender Entscheidungen treffen. Erwachsenwerden bedeutet, seinen Platz zur eigenen Entfaltung zu finden. Ich sehe den Schwerpunkt mehr, sich nicht im Vergleich zu anderen zu sehen, sondern seine eigenen Bedürfnisse kennenzulernen und ausleben zu können.
    Liebe Grüße, B.

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  5. Stefan Kraus sagt:

    Naja, so wahr das ist: Kaninchen jagen und Äpfel klauen ist nicht mehr. Die Welt ist scheiße komplex geworden (sorry). Was der heutige Taugenichts isst, hat ein Agraringenieur begründet, ein Lebensmittelchemiker bearbeitet, eine Fließbandarbeiterin gefertigt, ein Lkw-Fahrer transportiert und eine Verkäuferin bei Ald* gescannt. Würden alle sich verwirklichen wollen, knurrte mancher Magen. Das hat auch etwas mit Sozialverhalten zu tun.
    Nichtsdestotrotz: Ich stimme dir zu. Konstantes Wachstumsdenken hat in der Menschheitsgeschichte bisher noch jede Zivilisation beendet. Liegt ja auch auf der Hand. Man müsste an die Wurzel. Das geht aber nur noch global. Und das, fürchte ich, wird nix mehr…

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  6. karfunkelfee sagt:

    Texte mit Aussagen und Fragen wie Deinen, Lieder wie Sarah Leschs trotzigschönes „Testament“, Filme wie „Systembrecher“ zeigen auf. Es gibt keinen Königsweg – doch wer sich informiert, kann bewusster handeln, kann vorurteilsloser sein und nachsichtiger.
    Kann einen Weg wählen für einen möglichst kleinen Fußabdruck. Kann eine Stimme sein- eine leise mahnende oder aufklärende, eine nachdrückliche oder sanfte. Es gibt keinen Königsweg. Aber es gibt Pfade, die sich durchs Demokratiedickicht schlängeln-mit Brombeerranken zugewuchert und steilen. Dafür führen sie zu einem Ziel und zu einer besseren Aussicht.

    Liebe Grüße
    Amélie

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