Hass

 

Wenn Wut zu Hass wird – was geschieht mit einem Menschen, der nicht nur wütend, sondern haßerfüllt ist? Auf Rache und Vergeltung aus ist?

Er/ sie hat in der Regel Zeiten tiefer Ohnmacht  durch Ausgeliefert sein erlebt; war Regeln  unterworfen worden, die ihm /ihr nicht zum Schutz dienten, sondern als Machtinstrument für den, der beherrschte. Meist gab es keine Hilfe – oft noch nicht einmal einen „stummen Zeugen“, der bestätigen konnte, was geschehen war. Die Folge sind ein hohes Maß an Spannung, Mißtrauen und eine starke Bereitschaft, alles, was als bedrohlich angesehen wird, radikal zu bekämpfen. Dieses Verhalten dient zum einen der Spannungsabfuhr, zum andern wirkt es gegen die Angst vor Ausgeliefert sein: wer haßt und wütet, fühlt sich nicht ohnmächtig und ausgeliefert.

 

Jedoch: Haß bindet  an den Gehaßten –  Vergebung befreit.

Grundlage für den Prozeß der Befreiung   ist Akzeptanz  dessen, was war, wobei hier ein  emphatisches Gegenüber notwendig ist und  korrigierende  Erfahrungen, daß das Ausgeliefert-sein eine traumatische Erfahrung in der Vergangenheit war, die für den Menschen in der Vergangenheit schrecklich war, in der Gegenwart jedoch so nicht mehr stattfinden kann: “ ich kann mir jetzt Hilfe holen“ und:“ ich kann mir jetzt helfen“können neu verankert werden.

Diese korrigierenden neuen Erfahrungen sind allerdings erst möglich, wenn ein Hassender  beginnt, seine Geschichte sehen zu lernen und  Verständnis für sich zu entwickeln. Erst dann, mit einem Begleiter ( Psychotherapeut= Seelenbegleiter*) an seiner Seite, wird es möglich, dem Drang, Rache zu üben zu widerstehen und stattdessen dem Teil in uns, der diese schrecklichen Ohnmachtserfahrungen gemacht hat, zu verstehen und seine Qual anerkennen zu lernen. Denn: das Ausagieren von Leid durch Hass mit Rache im Schlepptau hilft der Seite in uns nicht, die so massives Leid erfahren hat. Es mag eine kurzfristige Genugtuung geben, die sich schnell verflüchtigt.

*griech. theràpon „Diener; Gefährte“

Bevor griechische Krieger losritten, riefen sie ihre „Therapeutos“ = Wagengefährten, für welchen hinten am Wagen eine erhöhte Plattform eingerichtet war.
Der Therapeutos  schwang sich auf diese erhöhte Plattform, hatte weder Zügel noch Waffe zu bedienen:  er hatte die Funktion den Krieger, sein Umfeld, die Umgebung im Blick zu halten und seine Beobachtungen (Wetter, Blitzen von Waffen, Zusammenrottungen, natürliche Hindernisse, etc.) im Sinne von Rückmeldungen dem Krieger zur Verfügung zu stellen (klar, daß  er dabei gut  für sich zu sorgen und sich am Wagen festzuhalten  hatte)

 

 

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