Neid ist ein sogenanntes Hinweis-Gefühl. Es zeigt uns, was wir gerne hätten. Wenn wir dieses Gefühl in uns Raum greifen lassen, macht es uns „giftig“- es vergiftet Beziehungen und zerfrißt Lebensfreude.
Ich will unterscheiden zwischen Neid, der sich auf Ereignisse bezieht, die wir theoretisch erreichen könnten – und Neid, der sich auf Ereignisse oder Eigenschaften bezieht, die uns versagt sind. Letztere produzieren in uns ein Neid-Gefühl, das wohl mehr mit unerfüllbarer Sehnsucht und Bedauern angereichert ist. Es führt nicht dazu, daß wir „von Neid zerfressen “ werden. Wenn ich zum Beispiel die Wale sehe, wie sie majestätisch und friedlich ihren Weg ziehen, kann mich schon ein leichtes Neidgefühl streifen – so spielerisch- kraftvoll durch den Ozean pflügen zu können; aber eben doch mehr die Kombination aus Sehnsucht gepaart mit Bedauern, daß mir das so nicht möglich ist.
Die andere Art von Ereignissen, die theoretisch in meiner Reichweite lägen, wenn ich mich dafür stark machen würde, gründen im Vergleichen und haben neben dem Neid oft die Mißgunst im Gepäck : was jemand hat – oder ausstrahlt, was ich gern hätte oder wäre. Die Lösung – im Sinne des Auflösens dieses Gefühls – besteht darin, sich zu verdeutlichen, was genau ich jemand anderem neide und dann zu sehen, was genau ich tun müßte, um dieses Ziel zu erreichen. Dann gilt es ehrlich mit sich zu sein: wäre/bin ich bereit, den Aufwand zu treiben , die Anstrengungen auf mich zu nehmen? Wenn es mir wirklich wichtig ist, sollte ich die Ärmel hochkrämpeln – ja- warum nicht? Neid in dieser Form kann auch Ansporn sein.
Und falls es ein Ziel ist, was mir auch mit Anstrengung nicht möglich ist, oder mich mit dem Gefühl des Unvermögens und Begrenztheit konfrontiert – dann ist die „Befriedung“ möglich durch das Akzeptieren. Mich zu akzeptieren mit meinen Grenzen und Begrenzungen. Nicht ganz einfach – aber sehr lohnend!