Der eigene Sinn

Kinder handeln – wenn man achtsam hinschaut – nach ihrem eigenen Sinn. Sie nutzen ihre Erfahrungen, verknüpfen ihr Erlebtes mit ihren aktuellen Bedürfnissen und Gefühlen und entwickeln daraus Neues, was ihnen wiederum als Quelle für neue Entdeckungen dient.

Beispiel: als unsere Tochter ca. 4 Jahre alt war, fand ich in ihrem Zimmer ein Potpourri  von Dingen, deren Sinn sich mir zunächst einmal nicht erschloß. Wie auch- es war ihr  ganz eigenes Werk. Es bestand aus Moos, Blüten, Zweigen, Steinchen,  Erde uvm. . Als ich sie fragte, ob sie mir erzählen wollte, was sie da gebaut hatte, war sie ganz erfreut ob des Interesses und erzählte mir eine ganze Geschichte, die Symbolisches und  Erlerntes verband  mit Gewünschtem –  eine Geschichte  voller Leben und Aktionen, in die sie sogar beim Erzählen noch einmal ganz eintauchte.

So  lernen wir,  Bedürfnisse mit Phantasie und bisheriger Erfahrung  zu verschmelzen und es entsteht etwas, was mit uns zu tun hat – uns Sinn macht. Und damit auch tiefe Zufriedenheit herstellt. Dieses Handwerkszeug brauchen wir später als Erwachsene!

Anders läuft es, wenn Menschen erleben ( erleben mußten), daß  ihr eigener Sinn  oft nicht willkommen war  oder sogar abgewertet wurde. Die Reaktionen werden beschrieben als Unverständnis oder Desinteresse und reichen  bis zu Abqualifizierung als sonderbar oder Abwertung. Nicht umsonst ist eine Umschreibung von Sturheit „Eigensinn“ und gibt damit Einblick in die Tendenz unserer „Kultur“ Eigenes ( eventuell auch Unübliches) schnell mal abzuwerten.

In einer Welt, in der wir – zumindest in weiten Teilen der westlichen Welt- das Nötigste  zum Lebenserhalt haben, kommt verstärkt – ebenso wie an der Schwelle zum Alt werden – die Frage nach dem Sinn auf.  Wenn es keine wesentlichen, mit unsern Bedürfnissen und  Werten abgestimmten  Aufgaben im  Außen mehr zu bewältigen gibt, stellt sich die Sinn- Frage  verschärft – ob wir das nun bewußt erleben oder ob “ es uns geschieht“ in Form von psychischen Symptomen wie der  Depression in all ihren Schattierungen.

Wenn wir dann kein Training darin haben, sinn-stiftend zu kombinieren und das Denken und Handeln dahin gehend zu kanalisieren, bleibt uns nur die Orientierung am Außen  – und als Ersatz für die tiefe Befriedigung sinnvollen Erlebens  und Tuns  die Jagd nach Anerkennung von außen. Sinn kann man – frei nach V. Frankl – nicht ´erdenken´ oder gar erzwingen – er will entdeckt werden; kann dann aufblitzen, wie ein Glitzern des Sonnenlichts im Wasser, auftauchen wie eine Geode  oder Druse in einem Stein,   wenn wir uns öffnen für das, was uns wirklich anzieht.

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Egal, ob wir Jemandem zuhören/ zuschauen, der etwas tut, was uns fasziniert – oder ob wir uns selbst beobachten, was an Tätigkeiten oder auch Orten   uns auf eine befriedigende  Art erfüllt, uns ganz in diesem Geschehen „aufgehen“ läßt.

 

Es gibt eine schöne kleine Geschichte zum Thema achtsames Er-fühlen der eigenen sinn- stiftenden Bedürfnisse und Wünsche: „Der böse Geist“ von Rashid A.und Elke Omoniyi – ein Märchen  mit vermutlich  einigem an autobiographischen Anteilen – ist schon älteren Datums – aber, wie ich finde- sehr  lesenswert; denn, nicht immer – oder besser gesagt: häufig – ist die Erforschung des eigenen Sinns zunächst mal nicht „mainstream – gemäß und daher manchmal recht anstrengend. Etwa so, wie das Schwimmen gegen den Strom. Und man braucht manchmal einen langen Atem;   viele Künstler  z.B. können „ein Lied davon singen“.

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